Aus- und Wiedereingliederung in den I.G. Sportverein Höchst, Kriegsbeginn
Obwohl die politische Führung im Lande die sportliche Betätigung in Betriebssportvereinen mit eindeutiger politischer Ausrichtung Mitte der dreißiger Jahre massiv förderte, gelang es den Höchster Sportlern, sich zumindest für eine kurze Zeit aus der übermächtigen I.G. Sportgemeinschaft ein wenig abzusetzen.
Aufgrund der langjährigen Firmenpolitik der früheren Farbwerke, keine Werksvereine in ihrer Nachbarschaft zu schaffen, gehörten im l.G. Sportverein Höchst e.V. am 1. Juli 1937 von 502 Mitgliedern 40% nicht der l.G. Organisation an. Sowohl der Clubvorstand als auch der Leiter des I.G. Werkes Höchst, Dr. Ludwig Herrmann, Ehrenmitglied des Clubs und großer Förderer des Höchster Sports, wollten diese über lange Jahre gewachsene Vereinigung von Werksangehörigen und übrigen Höchster Bürgern unter allen Umständen beibehalten. Durch geschicktes Verhandeln mit dem Reichssportführer gelang am 1. Juli 1937 eine Ausgliederung des l.G. Sportvereins Höchst aus dem l.G. Verbund. Der neu gegründete Sportverein Höchst 1899 e.V. erlangte so eine, wenn auch geringe Unabhängigkeit.
Allerdings war dieser von vielen Clubmitgliedern begrüßte Zustand nur von kurzer Dauer. Den l.G. Werken wurde die Gründung von Betriebssportgemeinschaften auferlegt, in denen der Volkssport durchgeführt werden sollte. Da die Sporttreibenden Werksangehörigen aufgefordert wurden, diesen Betriebssportgemeinschaften beizutreten, bestand für den erst kürzlich gegründeten Sportverein Höchst 1899 e.V. die Gefahr, zumindest einen Teil seiner Mitglieder an die Betriebssportgemeinschaft zu verlieren. Angesichts dieser Situation und wohl auch infolge eines deutlichen politischen Drucks beschloss man in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 29.6.1938, in die Betriebssportgemeinschaft l.G. Farbenindustrie Werk Höchst wieder einzutreten.
Fortan wurden alle sportlichen Aktivitäten in diesem neu geschaffenen Großverein politisch begleitet, gemäß dem Grundsatz des Reichssportführers: „Der Sport ist zum Allgemeingut des gesamten deutschen Volkes geworden. Er sieht seine Aufgaben nicht allein darin, den Körper spannkräftig zu erhalten oder nur Matadore heranzubilden, sondern er stellt sich die Förderung der Grundeigenschaften echten Mannestums zum vornehmsten Ziel in der Pflege des Blutes, der Entschlusskraft, der Kühnheit und der Disziplin. Der Sport ist Dienst am deutschen Volke.“
Auch der sich abzeichnende 2. Weltkrieg blieb nicht ohne Einfluss auf den Spielbetrieb der Höchster Tennis- und Hockeyspieler. Im August 1938 wurden die letzten Clubmeisterschaften im Tennis ausgetragen. Bobby Schmitt gewann die Juniorenmeisterschaft. Danach fanden keine Wettspiele mehr statt. Der sehr eingeschränkte Spielbetrieb wurde 1943 völlig eingestellt. Ein ähnliches Schicksal ereilte die Hockeyspieler, deren Rasenplatz nach Kriegsbeginn in Kleingärten umgewandelt wurde.