Interview mit Wolfgang Hofmann, Präsident des Höchster THC anlässlich des 125-Jubiläums
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Herr Dr. Hofmann, Sie sind seit rund acht Jahren Präsident des Höchster Tennis- und Hockeyclubs. Wie kam es dazu, dass Sie dieses Mandat übernommen haben?
Im Jahr 2017 bin ich mit meiner Familie nach Unterliederbach gezogen. Damals haben wir meinen Sohn beim Höchster THC angemeldet. Kurz darauf, erhielten wir eine E-Mail des Vereins, in der es hieß, die Suche nach einem neuen Präsidenten sei trotz aller Bemühungen gescheitert. Der Verein sei nach den Statuten des Vereinsrechts bald nicht mehr geschäftsfähig und würde, wenn das so bliebe, unter Zwangsverwaltung gestellt und eventuell sogar geschlossen; das Gelände wahrscheinlich bebaut.
Das war für mich der Startschuss. Ich hatte schon länger darüber nachgedacht, mich gesellschaftlich stärker zu engagieren. Es war mir wichtig, etwas Sinnvolles zu tun, das über das reine Bezahlen von Steuern hinausgeht. Also habe ich mich beim damaligen Präsidium gemeldet und meinen Hut in den Ring geworfen.
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Sie waren damals kein Vereinsmitglied und hatten keine Vorerfahrung im Tennis oder Hockey. Was hat Sie dazu motiviert, trotzdem dieses Amt anzutreten?
Richtig, ich war damals noch kein Mitglied und hatte auch keinerlei sportliche Vergangenheit im Tennis oder Hockey. Dennoch dachte ich mir, dass ich mit meiner Erfahrung in Organisation und Führung etwas bewirken könnte. Dem Sport in den Abteilungen konnte ich mangels Erfahrung in diesen Sparten wenig bieten. Die Organisation des Vereinssports ist im Präsidium aber auch Aufgabe der jeweiligen Abteilungsleiter. Ich sah die riesige Chance, aber auch den Bedarf, dem Verein wieder eine Zukunft zu geben. Meine größte Schwäche war zugleich meine Stärke: Ich kam weder aus dem Bereich Tennis noch Hockey und hatte keine Historie im Verein. Das erlaubte mir, neutral zu schauen, welche Strukturen der Verein hat und was daraus gemacht werden kann.
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Wie sah die Situation des Vereins zu der Zeit aus, als Sie das Amt übernommen haben?
Der Verein stand vor großen Herausforderungen. Seit 2015 gab es eine engagierte Zukunfts AG, die sich bereits über die weiteren Entwicklungen Gedanken gemacht hatte. Es gab die Diskussion, ob Tennis und Hockey aussterbende Sportarten sind und man auf neue Segmente setzen solle. Meiner Meinung nach war das nie der Fall.
Die Zukunfts AG hatte verschiedene Pläne entwickelt, unter anderem einen, das gesamte Nordgelände zu verkaufen und auf dem Südgelände ein neues Vereinshaus sowie eine Multifunktionshalle zu bauen. Dafür gab es bereits den Plan eines lokalen Sporthallenarchitekten.
Doch ich und andere sahen den Verein in seiner DNA fest im Tennis und Hockey verwurzelt. Ein so umfassender Geländeverkauf hin zu einem viel kleineren Club schien mir Potentiale aufzugeben, die sich gerade aus der Größe ergeben. Für mich war offensichtlich, dass wir nicht zu viel Gelände, sondern zu wenige Mitglieder hatten. Insbesondere angesichts der beeindruckenden Historie des Höchster Hockey- und Tennisclubs seit 1899 schien mir eine Verkleinerung nicht angemessen.
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Was schien Ihnen damals die größten Herausforderungen zu sein?
Unser größtes Problem war der Zustand der Anlage. Es war alles veraltet, von den Plätzen bis hin zur Tennishalle. Wir waren meines Wissens nach der letzte Hockey-Verein in Hessen ohne Kunstrasen. Die Sanierung der gesamten Anlage musste erfolgen – in Phasen, und das erforderte erhebliche finanzielle Mittel, die wir mit einer komplexen Konstruktion beschafften.
Zunächst haben wir den Luxus, auf eigenem Gelände zu sitzen, inmitten eines Wohngebietes. Das eröffnete uns die Möglichkeit, einen Teil des Geländes – insgesamt fünf Tennisplätze – zu verkaufen, was uns zwei Drittel der notwendigen Mittel einbrachte.
Doch das reichte nicht, um die geplanten Maßnahmen vollständig zu finanzieren. Daher suchten wir nach Fördermitteln und erhielten erhebliche Zuwendungen der Stadt Frankfurt, die den Höchster THC sehr großzügig unterstützt hat und der wir sehr zu Dank verpflichtet sind, wie auch dem Land Hessen.
Als auch das noch nicht ausreichte, nahmen wir auch noch einen Kredit auf. Basis für diesen Kredit war ein von David Blewitt und mir entwickelter umfassender Finanzplan mit allen laufenden Kosten und Einnahmen, mit dem wir auch zukünftige Entwicklungen umfassend simulieren konnten. Dieser gab uns und auch unserer Bank eine enorme Sicherheit, dass wir in der Lage sein würden, den Kredit auch wieder zu tilgen. Wir nutzen den Plan auch heute noch in weiterentwickelter Form, um Entscheidungen über alle finanziellen Fragen im Verein zu treffen.
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Wie konnten Sie Ihre Mitglieder für diese umfangreichen Bauvorhaben gewinnen?
Das war in der Tat eine wesentliche Aufgabe. Die Mitglieder mussten überzeugt werden, dass der Umbau der richtige Weg für die Zukunft des Vereins ist. Mein Schwiegervater, ein ehemaliger Tennisprofi, brachte uns mit dem renommierten Sportplatzarchitekten, Frank Baumann, in Kontakt, der auch später die finale Anlage konzipierte. Baumann entwarf zunächst erste Skizzen, die wir den Mitgliedern auf den Versammlungen im Laufe des Jahres 2017 präsentierten. Diese Visualisierungen haben enorm geholfen, um Zustimmung und Begeisterung zu schaffen.
Gunter Fritsche und Hans Schaefer, der in seinem beruflichen Umfeld (Bauwesen) viele solcher Großprojekte gemangt hat, haben federführend die Koordination des südlichen Bauvorhabens übernommen. Ein voller Erfolg in sehr kurzer Zeit!
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Neben dem Ausbau des Vereinsgeländes haben Sie auch die Vereinsstruktur modernisiert. Was waren hier die wichtigsten Schritte?
Mir war aufgefallen, dass der Verein 2017 keinerlei Markenpräsenz mehr hatte. Weder intern noch extern. Wir fingen an, mit den Vereinsfarben und dem Logo neue Banner und Kommunikationsmaterialien zu entwerfen und sowohl nach außen, z.B. Richtung Silostraße aufzuhängen, aber auch stark nach innen auffällig zu machen. Ich wollte, dass wir wieder für Außenstehende sichtbarer werden, aber auch selbst wieder stolzer auf unsere Vereinsidentität werden.
Hier kamen neue Funktionen ins Präsidium, wie das Marketing, das Petra Jung seit einigen Jahren sehr professionell betreut und die von Harald Schneider stark unterstützt wird. Die Pressearbeit wird mit Stefanie Franzke deutlich intensiviert und Niklas Becker hat sich über Jahre durch den Aufbau einer neuen Internetpräsenz sehr verdient gemacht. Enorm ist seit Jahren der Einsatz von Stefan Heinze, der sich um die Technik der Anlage kümmert. Und mit Christian Schaefer haben wir einen absoluten Finanzprofi als Schatzmeister. Neu ist Darius Griebenow, der sich um Förderung und Sponsoring kümmert.
Ein weiterer wichtiger Schritt war die externe Vergabe der Tennisschule im Jahr 2019. Zuvor hatten wir nur Einzeltrainer, die Stunden gaben, aber keine umfassenden Angebote schufen. Mit der Tennisschule haben wir eine erste professionelle Struktur aufgebaut, die dem Verein sehr geholfen hat. Später nahmen wir diese Aktivitäten wieder selbst in die Hand, was in der jetzigen Situation größere Vorteile bietet.
Mit Malte Neumann gewannen wir einen exzellenten Geschäftsführer, der sich um die Organisation kümmert und uns in vielen Bereichen auf ein neues, professionelleres Niveau gebracht hat. Seitdem geht alles bergauf – nicht zuletzt die Mitgliederzahlen wachsen sehr ordentlich. Aber neue Mitglieder zu gewinnen ist das eine, für alle ein ausgezeichnetes Training- und Spielangebot zu schaffen, ist das andere. Hieran arbeiten wir quer über den Verein kontinuierlich.
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Welche weiteren Entwicklungen und Angebote haben Sie seitdem eingeführt?
An dieser Stelle finde ich besonders erwähnenswert die tolle Dynamik, die sich seit einigen Jahren im Club entfaltet. Die an allen Stellen fühlbare Entwicklung setzt viele Kräfte frei, Neues zu gestalten – die wichtigste Aufgabe des Präsidiums ist hier, nicht im Weg zu stehen, sondern zu sehen, wie Dinge möglich gemacht werden können.
So richten wir seit 2021 regelmäßig größere Tennisturniere auf unseren Plätzen aus, dank eines engagierten Teams unter der Leitung von Patrick Blewitt und mit Hilfe eines vereinsintern entwickelten digitalen Turniersystems. Der Zulauf aus der gesamten Region wird von Jahr zu Jahr größer. Auch im Hockey nimmt das Ausrichten von Turnieren für Kinder über alle Altersklassen bis hin zum Elternhockey einen immer größeren Stellenwert ein.
Wir haben auch neue Sportangebote wie Bask@letics eingeführt, eine Boulebahn gebaut, zwei Elektro-Ladestellen eingerichtet und im Juli dieses Jahres zwei Padel-Plätze eröffnet. Nicht verpassen sollte man unsere Grand Openings jeweils im Mai und die Quizabende, die zu einem festen Bestandteil des Vereinslebens geworden sind.
Das alles durch die Energie engagierter Mitglieder, Trainer und weiterer.
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Was steht als nächstes auf Ihrer Agenda?
Der Abschluss des Neubaus der sanitären Anlagen und die Kernsanierung des Clubhauses ist derzeit unser größtes Projekt. Ein repräsentatives Clubhaus ist mehr als nur die Gastronomie. Es soll wieder zu einem Magnet für die Mitglieder werden. Dank einiger glücklicher Konstellationen nach Fertigstellung des Südgeländes sowie weiterer großzügiger Förderung durch die Stadt Frankfurt können wir auch diese – dringend notwendigen – Sanierungsarbeiten finanzieren.
Ab dem kommenden Jahr gehen wir die nächsten Themen an, mit denen wir den Verein zukunftssicher machen wollen. Wasserknappheit, nachhaltige Bewässerung und auch eine stärkere Identifikation unserer Mitglieder mit dem Verein werden uns beschäftigen. Zudem denken wir darüber nach, Synergien mit anderen Vereinen im Bereich der Verwaltung zu schaffen.
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Wie sieht die Zukunft des Höchster THC aus?
Die Zukunft ist glänzend! Die Mitgliederzahlen steigen stetig und ich bin sicher, wir gehen in den nächsten Jahren auf die 1.000er Marke zu.
Tennis läuft unter der ausgezeichneten Führung von Karin Blewitt seit Jahren ausgezeichnet, und Hockey hat unter der Leitung von Peter Möhring und Marie Breidenbach ein engagiertes Team und einen neuen Förderverein, mit dem wir auch hier wieder neue Horizonte erreichen möchten.
Klar ist bei allem auch, dass ohne viel, viel ehrenamtliche Arbeit quer über den Verein nichts geht. Die Erfolge der letzten Jahre, alles, was ich oben aufgezählt habe, und alles, was den Verein bewegt und zusammenhält: nichts davon wäre möglich, ohne dass wir alle als Team zusammenarbeiten. In den offiziellen Vereinsgremien, bei der Organisation von Turnieren und Begleitung der Mannschaften, oder der Organisation von Ständen wie auf dem Weihnachtsmarkt oder dem Vereinsfest, oder auch die Vereinspartys.
Wir haben in den letzten Jahren viel für den Verein erreicht. Und wir sind jetzt in einer ausgezeichneten Position – wie ich finde, als einer der schönsten Vereine in Frankfurt. Aus meiner Sicht sind wir bestens aufgestellt, um die nächsten 125 Jahre erfolgreich anzugehen.
Danke an alle, die das gemeinsam möglich machen!